Und es geht weiter: Waren es vor geraumer Zeit und sind es selbst jetzt immer noch hin und wieder "GunZ: The Duel" und "Warrock", von denen behauptet wird, dass sie MMOGs wären, obwohl sie nur Counterstrike etwas anders sind, gesellt sich jetzt auch Hellgate: London zu diesen pseudo-MMOGs. Niemand kann Argumente dafür vorbringen, warum es denn eins sein sollte - stattdessen heißt es lediglich, dass es "ja egal" wäre. Natürlich - nur wofür trennen wir die ganzen Computerspiele-Genres überhaupt in einzelne Forenbereichen, wenn hier doch eh scheinbar jeder alles willkürlich irgendwo hineinquetschen kann, wo er will? Darf ich jetzt einen Thread über Pong oder Tetris auch im Ego-Shooter-Forum eröffnen? Darf ich mich über den Entwicklungsstatus von Call of Duty 10 im Adventure-Forum erkundigen? Oder nach Tipps für Mario Kart im Rollenspiel-Forum?
Offenbar ja. Nicht wenige hier, zumindest die, die über die Rechte verfügen, das MMOG-Forum zu gestalten, und all die Neulinge in diesem Genre, die erst seit WoW oder Guild Wars (das übrigens auch immer noch kein MMOG ist) dabei sind, nehmen immer weniger Rücksicht darauf, dass es in diesem Forum nur um MMOGs gehen soll - und obwohl man die grobe Definition auf einschlägigen Quellen im Internet nachlesen kann und wie auch jeder, der nicht erst seit gestern mit dabei ist weiß, braucht es mehr als nur viele Spieler, um als "MMOG" zu gelten. Wer mir nun Starrheit oder Pingeligkeit vorwerfen mag, sollte beachten, warum diese strenge Abgrenzung nötig ist: Nämlich um zu vermeiden, dass jedes zweite Spiel mir nichts dir nichts diesem Genre zugeordnet wird und dadurch ja gerade der Versuch, die Computerspielewelt durch diese Genre-Unterteilung in klare "Arten" von Spielen zu gliedern, um den unterschiedlichen Präferenzen der Spielergemeinschaft gerecht zu werden, unterwandert und über den Haufgen geworfen wird.
Es ist eigentlich einfach:
- So viele Spieler wie möglich,
- in so wenigen >>persistenten<< Welten wie möglich (d.h.: auf möglichst wenigen Servern und nur minimal instanziert),
- so gleichzeitig wie möglich
Das ist die Richtschnur, woran sich MMOGs, die auch als solche gelten wollen, grob orientieren müssen. Dabei ist das "wie möglich" durchaus wichtig, da mit technologischem Fortschritt die Grenzen z.B. in Sachen Spielerzahl ja immer lockerer werden.
Und nun zu den Beispielen Warrock und GunZ, warum sie denn keine MMOGs sind. Ganz einfach: Man spielt mit nur mit einer handvoll Spielern (höchstens vielleicht 32 und ein paar Zerquetschte, purer Standard für reine Multiplayer-Spiele oder Spiele mit einem Multiplayer-Modus also) auf eigens erstellten Servern auf kleinen, einzelnen Maps. Fällt was auf? Richtig: Genauso funktionieren auch Counterstrike, Unreal Tournament, Call of Duty und so gut wie jedes andere Spiel, das über einen herkömmlichen Multiplayer-Modus verfügt bzw. nur als ein solches Multiplayer-Spiel konzipiert ist. Ginge man nach diesen Kriterien, die GunZ: The Duel und Warrock aufweisen, dass sie von nicht wenigen als MMOGs angesehen werden, dann müssen demnach auch genanntes Counterstrike, Unreal Tournament, CoD u.ä. als MMOGs gelten - was aber glücklicherweise (noch nicht...) der Fall ist und von keinem ernsthaft behauptet werden kann, der sich richtigen MMOGs nicht trotzig entgegenstellt und stattdessen auf solche pseudo-MMOGs beharrt.
Nun, aber was bewegt die Spielergemeinschaft dann dazu, solche Titel wie GunZ und Warrock dennoch als MMOGs zu bezeichnen, obwohl sie doch offensichtlich keine sind? Es ist ebenfalls recht simpel: Beide Spiele stammen aus Korea, wo es üblich ist, dass Spiele komplett über den Online-Weg angeboten werden, die man sich beliebig jederzeit runterladen kann und die häufig kostenlos sind und die sich über Item-Shops u.ä. finanzieren. In der Regel handelt es sich dabei um typische Asia-Grinder-MMOGs, die versuchen sich irgendwie an Diablo 2 und ähnlichen Hack & Slay-Titeln zu orientieren. In diesem Fall handelt es sich aber um Spiele in typischer action-orientierten Ego- oder Third-Person-Shooter-Manier. Diese könnten MMOGs sein - schließlich gibt es ja auch MMOFPS (z.B. Planetside oder Battelground Europe: World War II) - sind es in diesem Fall aber nicht, da ihnen - wie weiter oben bereits erläutert - sowohl das Ausmaß fehlt als auch dass das spielerische Konzept nicht dem entspricht, was MMOGs gerade zu dem macht, was sie sind, nämliche idealerweise reine Online-Spiele, bei denen sehr viele Menschen gleichzeitig miteinander in einer einzigen, sich ständig weiterentwickelnden und verändernden persistenten Welt, die nur in Ausnahmefällen und nur minimal instanziert wird, gemeinsam spielen. Das einzige, was bei diesen beiden Spielen jedoch ansatzweise mit MMOGs vergleichbar ist, ist, dass es i.d.R. einen Masterserver gibt, über den alles abgewickelt wird - nichtsdestotrotz findet die spielerische Komponente ausschließlich auf privat erstellten und in der Regel flüchtigen Kleinservern von Heinz und Kunze statt, was man aber ebenfalls heutzutage auch bei "herkömmlichen" Ego-Shootern wie erwähntes Counterstrike (dort fungieren die Steam-Server als Masterserver) oder den neueren Teilen der Battlefield Reihe (EA-Server) erlebt, aber auch bei Titeln anderer Genre wie z.B. Diablo 2 (Battlenet), die aber deswegen - wie ebenfalls schon erwähnt - trotzdem nicht als MMOGs gelten. Im Grunde sind diese beiden Spiele also nur im Laufe der wahren Flut an Korea-MMOGs, die in den Foren der Spielergemeinschaft bekannt geworden sind, versehentlich "hineingemischt" worden, sodass viele gar nicht bemerkt haben, dass bei den vielen Korea-MMOGs, die man sich runterladen kann, diese beiden in Wahrheit gar keine sind sondern lediglich über den gleichen Weg wie diese, nämlich über das Internet vertrieben werden, ansonsten aber "nur" herkömmliche Multiplayer-Spiele sind und keineswegs MMOGs.
Und was ist nun mit Hellgate: London? Hellgate: London scheint ein ähnliches System aufzuweisen wie z.B. Diablo 2. Was macht Hellgate: London nun anders, dass es verdient als MMOG bezeichnet zu werden? Kann mir das irgendjemand derer sagen, die so vehement darauf bestehen, dass es eins wäre, obwohl es doch plump gesagt nichts weiter als ein etwas abgeändertes Diablo 2 ist und dessen Multiplayer-Konzept nur den herkömmlichen Standard darstellt, wie man ihn heutzutage bei jedem 0815-Spiel erlebt, die auch nicht alle als MMOGs bezeichnet werden?
Ich wette, dass es kein einziges Argument dafür gibt, warum Hellgate: London als MMOG gelten sollte, sondern dass mit dem durch WoW verursachten Einzug vieler unerfahrener Neulinge in dieses Genre, die noch nicht verstanden haben, was MMOGs auszeichnet, Hellgate: London - wie auch zuvor GunZ und Warrock - ein "Opfer" der sich immer weiter fortschreitenden Degeneration des Verständnisses für diese besonderen und außergewöhnlichen Spiele ist, nicht mehr und nicht weniger. Und in Zukunft wird dann im allerschlimmsten Fall jedes Spiel jedem Genre zuzuordnen sein, weil schon keiner mehr irgendeine Ahnung hat, was denn nun ein MMOG, ein Ego-Shooter, ein RPG oder was auch immer ist, jeder seine ganz eigene Definition hineinzubringen versucht und in Foren wie diesen hier selbst die FBs - so hart das auch klingen mag - immer inkompetenter werden, was das angeht, obwohl solche grundlegenden Fragen geklärt sein sollten, um ein optimales Forenleben zu ermöglichen und vor allem nicht am Ende daran Mitschuld zu tragen, dass ein gesamtes Genre zu einem Brei aus Willkür und launischem Gutdünken mutiert.
Was ich nun konkret will? Ich will keine Threads hier mehr zu Hellgate: London, GunZ und Warrock sehen. Es sind keine MMOGs und sie gehören hier nicht hin, so einfach ist das. Und ich werde auch in Zukunft darauf aufmerksam machen, wenn hier Spiele drohen einen Platz zu bekommen, auf den sie gar kein Anrecht haben, da es für mich aus oben erläuterten Gründen und Risiken, was mit dem Genre passieren könnte, wenn man dagegen nichts macht, eine prinzipielle Sache ist.