Anlässlich des MTV Gaming Days, einer neuen GameOneFolge und eines Fernsehberichts über die wieder mal für alles Leid dieser Welt, egal ob nun Hungersnoten, Völkermorde oder Naturkatastrophen, verantwortlichen "Killerspiele" habe ich mich einfach mal erdreistet, meine Gedanken zu diesem Thema niederzuschreiben, in einer Ode an all die engagierten Reporter von Frontal21 und co, die unsere Welt so viel schöner machen.
Ich muss zugeben, ich hab ziemlich lang darüber nachgedacht, zu dem Thema was zu schreiben. In der Regel sind Blogposts so ne Sache von 10 Minuten. Du hast ne Idee, schreibst den Scheiß nieder und hast keine zwei Minuten später mehrere Heiratsanträge, zwei Morddrohungen und eine Art Mischung aus beidem im Postfach liegen. Doch denke ich, dass bei einem so heiklen und umstrittenen Thema wie Computerspielen in der modernen Gesellschaft das Ganze nicht zuletzt aufgrund der massiven Vorurteile und Klischees doch erst einmal gründlich überdacht werden sollte.
Für mich beinhaltete diese Überdenkzeit 5 Minuten auf dem Klo und 2 Minuten am Kühlschrank.
Im folgenden werden möglichst alle vorhandenen und gängigen Klischees zum Thema Onlinerollenspiele und zum Thema "Die Jugend von Heute" (hierbei mit einem theatralischen Kopfschütteln unterstrichen) zur manipulativen Meinungsbildung missbraucht und zu einem Text zusammengefasst, dessen Objektivität mit dem musikalischen Talent von Dieter Bohlen verglichen werden könnte - Es gibt sie nicht.
World of Warcraft? Lol noob, get a life!
Als 2004 ein komisches Spiel über Elfen, Zwerge und Gnome in den Spieleläden dieser Welt erschien, hätte man das Ganze vermutlich wie schon bei den Vorgängern als eine auf DvD geschriebene Alternative zum wöchentlichen "Warhammerfiguren in stickigen Kellern hin und herschieben und Würfelwerte ausrechnen" für alle Nerds und PC-Freaks da draußen abschreiben können - eben etwas, was der durchschnittliche Mensch, also ein Tokio Hotel, Linkinpark oder Sido vergötternder Realschüler, dessen Wortschatz mit dem eines taubstummen Pantoffeltierchen verglichen werden könnte, nicht einmal im Traum anfassen, geschweige denn spielen würde.
Computerspiele sind, das ist klar, nicht nur Schuld an mehreren Amokläufen, dem Niedergang unserer Kultur und dem Anstieg der Arbeitslosenzahl in Deutschland, nein, Computerspiele sind obendrein auch das Werk des Teufels, nicht Koscher, von Satan selbst programmiert und nebenbei natürlich nur darauf ausgelegt, die Welt ins Chaos zu stürzen - so eine Art jüngstes Gericht des 21. Jahrhunderts mit Walkmanhandys statt Engelschor und Rapmusik statt Fegefeuer.
Computerspiele sind eine Gefahr für die Gesellschaft, eine Gefahr für unsere Zivilistation. Der Film Matrix hat uns das ganze im Grunde genommen ziemlich gut vorgespielt. Menschen basteln Computer, Computer bastelt virtuelle Welt, verfrachtet die Menschen via Kabel in diese virtuelle Welt und alle leben glücklich und zufrieden vor sich hin, bis ein überdreister S/M-Fanatiker mit Sonnenbrille und Ledermantel mit einer Uzi meint einen auf dicke Eier machen zu müssen und sich über drei äußerst spannende Filme hinweg mit einem anzugtragenden Beamten, ebenfalls mit Sonnenbrille, durch die halbe (virtuelle) Welt prügelt.
Auch wenn zu diesem Zeitpunkt bereits klar wurde, dass Ledermäntel irgendwie gar nicht cool sind, und die ganzen Klatschblätter mit ihren wirklich glaubhaften und logischen Verschwörungstheorien durchaus recht haben könnten, kann man es doch als durchaus symbolisch betrachten, dass Neo und co zwar ca. zwanzig Explosionen, vierzig Schießereien und um die dreitausend Prügeleien mit unschuldigen Passanten oder anzugtragenden Beamten ohne einen einzigen Kratzer überleben können, allerdings instant draufgehen, wenn jemand im "echten Leben" den Stecker aus ihrem Hals zieht. Der Stecker zur Virtuellen Welt wird gezogen, der Spieler stirbt - und mit ihm auch sein Ledermantel.
In Anbetracht dessen, wie die Politiker heutzutage das Thema Computerspiele, insbesondere Egoshooter, für ihre Werbekampagnen ausschlachten, wundert es mich halt irgendwie schon, dass die 60jährigen Scherzkekse, die sich erdreisten schwachsinnige Gesetze zu erlassen und sich dann darauf zu berufen, sie würden ja UNS, das VOLK vertreten, diese Szene noch nicht für einen neuen AntiEgoshooter / Computerspieler sind die modernen Nazis-Werbespot ausgeschlachtet haben.
Das Problem ist klar: Die Jugend von heute verfällt immer mehr in die virtuellen Welten. Hat man früher noch mit Freunden draußen in der Natur Fußball gespielt, ist auf Bäume geklettert oder hat sich gegenseitig lustig Holzschwerter in den Magen gerammt, verkommt unsere Generation heute immer mehr zu Pizzaservicestammkunden, Nerds und Rollenspielern, die um halb 3 Uhr Nachts IMMA CHARGIN MA LAZORGUNZS!!1 schreiend durch die Innenstadt rennen, das Holzschwert des Wals in der einen, das echt mittelalterliche Zwergenbier in der anderen Hand, mit nichts als einer Unterhose aus echtem Bärenfell und steinzeitgetreuen Ledersandalen am Körper.
Seitdem Computer keine zwei Zimmer mehr ausfüllen, man auf ihnen mehr als nur Minesweeper spielen kann und die Spiele auch irgendwie mehr Niveau haben als ein Spiel, bei dem vermutlich zwei Drittel der Spieler weltweit einfach nur doof auf die Kästchen klicken, in der Hoffnung keine Bombe zu erwischen, anstatt mit äußerst komplexen Taktiken und Berechnungen rauszufiltern, wo genau die Bombe zu finden ist, und wo dieses stockschwule Fähnchen hin muss, interessieren sich auch jüngere Generationen für diese dröhnenden Wundermaschinen mit Wasserkühlung, Quadcoreprozessor und Grafikkarte, die mit einem eigenen Kernreaktor betrieben werden muss, weil die normale Steckdose dem modernen Progamer einfach nicht mehr genug Leistung bietet und das Bild 0.002sekunden später anzeigen würde als mit Nuklearpower.
Was im Grunde genommen immer eine gute Sache ist, wenn sich Jugendliche für Dinge interessieren, die sie für ihre spätere berufliche Karriere als Müllmann oder Türsteher bei Aldi bestimmt verdammt gut gebrauchen können, zieht leider auch immer mehr Spieler auf eine Weise in ihren Bann, die laut Experten längst in eine Sucht ausgeartet ist.
Was als lustiger Zeitvertreib begann, entwickelt sich heute immer mehr zu einem regelrechten Suchtmittel, das ohne Probleme mit vergleichsweise noch eher leichten Drogen wie Heroin und Extasy mithalten kann. Computersucht ist DIE Sucht unter den Jugendlichen unserer Generation und hat nicht selten echte Gangstarapper mit BravoAbo und Clerasilflatrate in einen HADRUBAL DEN GRAUSAMEN verwandelt, einen stolzen Zwergkrieger aus dunklen Tiefen, wo die Sonne niemals scheint - oder noch schlimmer.
Was früher die Hippies und noch früher der komische Typ in Stoffrobe und mit "Gott hat euch alle ganz doll lieb"-Message war, ist heute die Computerspielindustrie - gefährlich, strange und möglichst zu meiden.
Die Faszination von Computerspielen ist klar verständlich:
Eine virtuelle Welt, eine Abenteuerwelt - die Möglichkeit, nicht nur die Abenteuer von Indiana Jones, Luke Skywalker oder Frodo und seinen schwulen Kuschelwuschelfreunden im Kino zu sehen, sondern diese selbst mitzuerleben. Der Wunsch eines jeden Menschen, selbst einmal ein Held zu sein, selbst einmal gegen Drachen zu kämpfen, vor rollenden Steinen davonzulaufen oder Frodo die Kummertränen aus seiner verheulten Fresse zu prügeln - es wird Wirklichkeit. In Computerspielen.
Die Simulation von dem, was wir ihm echten Leben niemals erreichen könnten - das ist es, was Computerspiele ausmacht. Keiner von uns hat die Möglichkeit seine eigene Stadt nach seinen Vorstellungen zu erschaffen und eine ganze Zivilisation aufzubauen. Keiner von uns hätte den Mut gegen einen Drachen zu kämpfen. Keiner von uns wünscht sich, mit dem Flugzeug abzustürzen und in einer Unterwasserstadt gegen monster zu kämpfen - Spannend wäre es, keine Frage - aber umsetzen können oder möchten wir es nicht. In Spielen können wir genau das. In Civilations basteln wir uns unsere eigene Kultur, in Finalfantasy verprügeln wir den Erzschurken schlechthin, in Bioshock erkunden wir eine Unterwasserstadt, in Starwars Galaxies führen wir die Geschichten fort, die uns in unserer Kindheit geprägt haben, die noch heute unvergessen sind, obwohl sie schon so alt sind.
Computerspiele lassen Träume wahr werden. Computerspiele machen uns zu Helden!
Und hier liegt das Problem, der Absturz. Verdammte Scheiße, es ist geil ein Held zu sein! Es macht Spaß, mit Gandalf oder Luke Skywalker zusammen die Bösen zur Strecke zu bringen, es macht Spaß, seine eigene Zivilisation zu erschaffen, als Auftragsmörder durch Jerusalem zu streifen, oder Bowser zum hundertfünfzigsten Mal den Arsch aufzureißen und unsere Prinzessin zu retten!
Computerspiele setzen die Masstäbe höher - die Masstäbe unseres Lebens. Vergleicht man unser echtes Leben mit dem in einem virtuellen Spiel könnte man glatt neidisch werden. Im Spiel retten wir eine Prinzessin vor einem Drachen, schleichen uns in streng geheime Forschungseinrichtungen und stehlen geheime Pläne, wir kämpfen gegen Zombies, führen Kriege, retten die Welt. - In der Realität sitzen wir 6 bis 7 Stunden am Tag in der Schule und lauschen den einschläfernden Monologen langweiliger Lehrer. In der Realität beschränken sich unsere täglichen Heldentaten auf das Kaffeeholen bei der Arbeit und das Akten sortieren. Wie aufregend..
Die Realität ist langweilig. Jeder, der schonmal ein Computerspiel gespielt hat, wird sich schonmal gewünscht haben, sich in dieses hineinversetzen zu können. Gut, ich hätte in SuperMario64 die Prinzessin vermutlich für immer in ihrem Scheiß Bild versauern lassen - aber wie oft hab ich mir schon gedacht wie geil das wohl wäre, wenn ich selbst da rumhüpfen und kämpfen könnte, und nicht auf diesen so unglaublich menschenfeindlich geformten Nintendo64controller einhämmern müsste, der irgendwie null von dem macht, was ich eigentlich will. Wie oft wäre ich gerne selber durch die Comiclandschaft der World of Warcraft geritten, wäre wie Altair über die Dächer Jerusalems gehüpft oder hätte gefährliche Terroristen in Counterstrike ausgeschaltet.
Spiele haben mehr zu bieten als das normale Leben. Spiele sind abwechslungsreicher. Spiele machen mehr Spaß. Spiele ermöglichen uns Dinge zu tun, die wir im echten Leben niemals tun könnten. Erkennt ihr das Schema?
Was daraus resultiert sollte inzwischen auch der letzte Depp gemerkt haben: Das Abtauchen in eine virtuelle Welt, der Wunsch, nie wieder aus dem pissewarmen Pool der Fantasie und Abenteuer auftauchen zu müssen - die Sucht.
An diesem Punkt wird das ganze erst so richtig interessant. Geht man nach Wikipedia, so werden Sucht und Abhängigkeit in der Umgangssprache synonym verwendet. Das bedeutet, dass man Sucht nach der zwar nicht wissenschaftlich korrekten, aber weit verbreiteten Definition als eine Abhängigkeit von etwas bezeichnen kann - in diesem Fall das Computerspiel.
Nun gibt es zwei verschiedene Arten von Sucht: Die physische und psychische Sucht. Bei der physischen Sucht treten physische Entzugserscheinungen auf, sobald man den betreffenden Stoff, z.B. Kokain oder Alkohol, nicht mehr ausreichend zugeführt kriegt. Diese ist bei Computerspielen kaum vorhanden, da es sich hierbei weniger um ein Medikament oder eine Substanz handelt, die man einnimmt und die z.B. die Wahrnehmung oder das Reaktionsvermögen beeinträchtigt oder verstärkt, sondern es sich hierbei fast ausschließlich um eine psychische "Droge" handelt.
Computersucht beschränkt sich in der Regel lediglich auf die psychische Abhängigkeit. Man kann nicht mehr klar denken, man ist immer im Spiel. Man will nicht vom Computer weg, nicht zur Arbeit, zur Schule - alles erscheint plötzlich unwichtig, was zählt ist einzig und allein das nächste Level, der nächste Kill, der Erfolg im Spiel. Im allgemeinen wird daher von Computersucht gesprochen, wenn die betroffene Person "zu viel" Zeit vor dem Rechner verbringt.
Und hier kommen wir zum Knackpunkt - die Definition von Computersucht.
Trotz des immer weiter ansteigenden Computerkonsums vor allem bei Jugendlichen gibt es noch kaum Experten auf dem Gebiet der Computersucht - wie auch, die Sucht ist noch relativ neu.
Das Problem ist hierbei, dass die Definitionen von Computersucht noch nicht ausreichend ausgearbeitet sind und es schwierig ist, zu definieren WANN man denn nun Computersüchtig ist, und wann man einfach nur viel spielt. Vor allem in MMOS stellt dies ein Problem dar, da diese extrem Zeitaufwändig sind, von den meisten Spielern aber eher als ein größeres Hobby gesehen werden als ein Computerspiel, und ein Raider, der vier Tage die Woche 5Stunden am Stück raidet, zwar nach dem Großteil der Computersuchtdefinitionen als Süchtig oder stark gefährdet gilt, in den meisten Fällen aber in keinster Weise von seinem Spiel abhängig ist.
Geht man nach der Definition von selbsternannten Experten oder "Suchttests", stößt man in der Regel auf Fragen wie "Wie viel Zeit verbringen sie täglich vor ihrem Computer" oder "Haben sie schon einmal versucht, über das Internet Kontakte zu knüpfen?" oder "Gibt es Personen in ihrem Umfeld, die sie als süchtig bezeichnen"?. Fragen, deren Antworten je nach Beantwortung zwar durchaus auf Sucht hindeuten können, oft aber fehlinterpretiert werden können oder einfach schlichtweg lächerlich sind. So darf die verbrachte Zeit am Computer meiner Meinung nach nicht als Maß für Sucht betrachtet werden. Ist ein Progamer, der täglich 8 Stunden bei seiner Arbeit mit dem Computer arbeitet Computersüchtig? Ist ein Raider, der vier Tage die Woche raidet und an den anderen Tagen feiern geht Computersüchtig? Sind Leute, die auf einer Partnerbörse angemeldet sind, Computersüchtig? Ist man computersüchtig, wenn die Frontal21geprägten Endfünfziger der Jugend von Heute vorwerfen, doch viel zu viel vor der Glotze zu hängen?
Das Problem an der "Computersucht" ist, dass die Definition dieser Sucht zu stark von Medien, unqualifizierten Meinungen oder der ständigen Gefahr vor Amokläufen und co. geprägt ist. Computerspiele an sich werden meist kritisch beäugt, immer die Amokläufe an den Schulen im Hinterkopf, an denen laut äußerst qualifizierten Fachzeitschriften wie Bild und Express ja maßgeblich Computerspiele schuld sind. Computerspiele als Sündenbock - das ist nichts neues, aber es funktioniert immernoch. Wieso? Weil es einfach lästig ist, herauszufinden wie die Typen an ihre Waffen rangekommen sind, wieso auf Fotos von ihnen im Hintergrund um die vierzig Flaschen Alk rumstehen oder ob das mit dem Amoklauf vielleicht etwas damit zu tun haben könnte, dass diese Ledermäntelragenden MöchtegernNeos in der Schule gemobbt wurden. Es ist einfacher über die Missstände im deutschen Schulsystem, sowohl bei Ausgrenzung von Menschen, als auch bei der immer stärker wachsenden Perspektivlosigkeit der heutigen Jugend, hinwegzusehen und die Schuld auf Computerspiele zu schieben - nicht selten auch mit dreisten Lügen. So wurde das im Internet inzwischen doch relativ bekannte Video des echten Gangsters, in dem er einen Computersüchtigen Jungen spielt und wie doof auf seine Tastatur einprügelt, von einer schweizer Fernsehreportage als großer Aufmacher missbraucht, als bestes "Beispiel für Computersucht". Das Anprangern von Spielen verkauft sich nunmal besser, als die tragische Geschichte vom fetten Pickelkind mit Seitenscheitel und Hornbrille, das in der Schule immer so ganz gemein ausgelacht wird.
Was auf die ganze Medienhetzjagd folgt ist klar - überqualifizierte Journalisten von so unglaublich informativen und keineswegs stimmungsmachenden Zeitschriften wie Bild oder Express, die ihre Worte ganz genau wählen und immer darauf bedacht sind, Neutralität zu wahren, versuchen natürlich die ohnehin schon vorhandene Abneigung und das Misstrauen gegenüber Computerspiele(r)n abzubauen und die überdurchschnittlich intelligenten Bildleser mit Seite1Artikeln wie "AMOKLÄUFER SPIELTE COMPUTER!"darüber aufzuklären, dass ein Computerspieler nicht zwangsläufig über kurz oder lang zu einem amoklaufenden Massenmörder mutiert.
Auch wenn es in der Natur eines jeden Computerspielers liegt, im Alter von spätestens 22 Jahren an seiner Sonderschule Amok zu laufen, Frauen zu vergewaltigen und Kinder zu essen, und Computerspieler generell den Teufel anbeten, sollte man die jüngsten Forderungen einiger Politiker mit Bedacht überdenken.
Wenn mir als normaldenkender Mensch mit einem IQ oberhalb der Zimmertemperatur ein fetter, 60jähriger Politiker im vollgeschwitzten Anzug erzählt, dass Computerspiele eindeutig das Werk des Teufels und Grund für sämtliche Missstände auf dieser Welt sind und ich den selben Politiker in einem immernoch vollgeschwitzten Anzug zwei Tage später beim Zappen auf Kika sehe, wo er kleinen Kindern voller Stolz auf die Frage, ob er sich mit Computern auskenne, erklärt er könne seinen Computer schon ein- und ausschalten, aber alles weitere würde seine aus Polen importierte Sekretärin für ihn erledigen, weil er einfach wichtigeres zu tun habe - zum Beispiel die Welt retten, Leuten im Bundestag auf den Sack gehen oder der lieben Frau Merkel einen blasen - dann zweifle ich doch stark die Kompetenz eines solchen Politikers an - und so ganz nebenbei stellt sich mir die Frage: Wieso zur Hölle sitzt da ein fettes Anzugmonster aus der CDU-Hölle im Bundestag und erdreistet sich in MEINEM Namen Gesetze abzuschließen?
Hab ich je zugestimmt, dass da ein Typ für mich entscheidet, dessen Religion im Laufe der Jahrhunderte, insbesondere während der Kreuzzüge, mehr Menschen das Leben gekostet hat, als beide Weltkriege zusammen, und dessen Partei ein wirres Zeug brabbelnder bayrischer Gehirnkuhfladen entsprungen ist, der beinahe sogar Bundeskanzler geworden wäre?
An dieser Stelle könnte ich zwar noch weiter die äußerst jugendnahen Politiker flamen, die mit ihren Entscheidungen und Gesetzgebung natürlich ausschließlich auf das Wohl des Volks bedacht sind, ich fürchte allerdings, dass das Ganze dann endgültig zu lang werden würde.
Daher kehre ich von einem ordentlichen und leider Gottes angebrachten "NERF POLITIKER!1"-Flame zurück zum eigentlichen Thema - Computersucht.
Zusammenfassend könnte man aus den letzten 300 Absätzen, die in ihrer Aussage im Grunde genommen allesamt den gleichen Scheiß beinhalteten, aber auf wundersame Weise trotzdem irgendwie allesamt anders formuliert wurden, die klare Message rausfiltern:
Es gibt keine Definition von Computersucht.
Der verzweifelte Versuch einiger überbezahlter Experten, sprich Frontal21-Redakteure und gekaufte, arbeitslose Psychopa- äh Psychologen, eine genaue Definition für Computersucht auf den Tisch zu legen, nach dem man 2/3 der Computerspieler als Computersüchtig und 1/3 als potentielle Amokläufer hätte deklarieren können, scheitert in der Komplexität der jeweiligen Computerspiele.
So kann man bei einem Spiel wie Pacman noch deutlich unterscheiden, ob ein Spieler nun Computersüchtig ist oder nicht - nämlich dann, wenn er es schafft länger als zwanzig Minuten vor den Pixelgeistern wegzurennen und die total innovativen Kügelchen zu futtern, ohne an inneren Blutungen elendig zu krepieren. Bei immer komplexeren Spielern, allen voran den MMOs, wird dies allerdings nahezu unmöglich.
Natürlich gibt es auch Extrembeispiele, wie wir sie alle aus Southpark und co. kennen - fette, mit vierzig Jahren noch bei Mama lebende Rollenspieler, die ihren Reisepass gegen das Herrscheremblem von Rohan und die von Mama mit viel Liebe gestrickten Wollkragenpullover gegen einen Umhang aus echtem Drachenleder made in Taiwan eingetauscht haben, und in ihrer Freizeit auf äußerst heroische Weise mit Hilfe eines Würfels und eines 8000seitigen Regelwerks in Kellern von ebenso nerdigen Spieleläden Warhammer gegen 10jährige Kinder spielen, um sich später an ihrer Überlegenheit zu ergötzen. Klar gibt es auch solche Spieler, deren Lebensinhalt darin besteht, den 9. Char auf Level70 zu leveln, mit vier Charakteren gleichzeitig BlackTemple zu raiden und sich aus leeren Pizzaschachteln eine Ritterburg zu bauen - doch das sind nur die wenigsten.
Einem Großteil der Computerspieler, vor allem denen, die MMOS spielen, wird Sucht vorgeworfen, selbst wenn sie in keinster Weise von ihren Spielen abhängig sind. So ist inzwischen standard geworden, in Foren das "RL" anderer Spieler zu flamen. Was früher wie bei echten Männern mit weitaus niveauvolleren Aussagen wie "EH DEINE MAMA DU HURE" geregelt wurde, wird inzwischen immer häufiger von der Standardfloskel "Get a Life" abgelöst. So ist es natürlich offensichtlich, dass der durchschnittliche BlacktempleRaider mit vier Raidtagen die Woche ein picklicher Harz4Abuser ist, der sein versoffenes Leben lang zu nichts zu gebrauchen war und sich am besten umbringen sollte, dass die Member der TopArenaTeams der jeweiligen Pools allesamt erst 10 Jahre alt sind und noch bei Mami wohnen, und dass Spieler mit mehr als 300Gold im Rucksack vermutlich zu diesen Obersuchtis gehören, die für echtes Geld Ebaygold kaufen.
Dass der Raider zwei Kinder hat, an den anderen Tagen in der Woche mit seiner Frau ins Kino geht und von dessen Steuern vermutlich das Kindergeld des jeweilgen Flamers bezahlt wird, dass der Topgamer gerade mal einen Tag für sein 2,4k Rating gebraucht hat, während andere Spieler monatelang täglich mehrere Stunden zocken und trotzdem nie die magischen 2000 erreichen, und dass der "Ebayspast" die 300Gold durch den Verkauf seiner ebenfalls WoW spielenden Ehefrau verdient hat, wird gerne übersehen.
Überhaupt scheint alles bei Computersucht auf die investierte Zeit hinauszulaufen.
So ist man süchtig, wenn man drei bis vier Abende die Woche raidet und ansonsten mit seinem Fußballverein anderen Spielern die Bälle in die Säcke jagt, allerdings ein ganz normaler Teenager, wenn man sich 1200 Folgen GZSZ am Stück reinzieht, weil das ja gesellschaftsfähig ist?
Man ist der King, wenn man Knuddelmaus13 eine Rose bei Deutschlands größtem Pädophilenchat Knuddels.de abgejagt hat, aber der totale Nerd, wenn man lieber ne Runde CS zockt, als im Schneesturm Basketball zu spielen?
Ich verstehs nicht. - vielleicht fehlen mir die Skillpunkte dafür.
Angestrebte Seitenzahl: 5 Seiten - minimum!